Am Markt 14 (2023)
Mit der Deportation aus Sögel am 31. Juli 1942 endete für die Familie Jacobs das Sögeler Dorfleben. Hedwig, Georg und Arthur Jacobs wohnten in der Nähe des Bahnhofs und die heutige Postanschrift würde „Am Markt 14“ (2023) sein. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie unter anderem durch Viehhandel oder z. B. auch als Haushälterin.
Im KZ Auschwitz-Birkenau endete für Hedwig Jacobs (45 Jahre alt) Georg (40 Jahre alt) und Artur (10 Jahre alt) am 23. Januar 1943, nach einer langen, leidensvollen und grausamen Lagerzeit, ihr Leben. Stolpersteine ihrer zum Gedenken wurden am 10. Juni 2016 verlegt.
Genealogie
296 Johanna EICHENWALD [296], geboren am 01.09.1866 in Horstmar/Kreis Burgsteinfurt, gestorben am 10.07.1941 in Riga mit 74 Jahren, wohnte Am Markt 14 in Sögel. Verbindung [82] mit Salomon JACOBS [135], horse dealer, geboren am 24.12.1854 in Soegel, gestorben am 01.09.1923 in Soegel mit 68 Jahren, Sohn von Isaak JACOBS [129] und Henriette/Jette FRANK [87].
299 Hedwig HESSE [299], geboren am 04.09.1898 in Haaren/Kreis Büren, gestorben in murdered in Auschwitz, wohnte Am Markt 14 in Sögel. Verbindung [112] mit Georg JACOBS [360]. Aus dieser Verbindung: 1. m Arthur JACOBS [374].
360 Georg JACOBS [360], geboren am 28.07.1902 in Soegel, gestorben in perished in Auschwitz, wohnte Am Markt 14 in Sögel. Verbindung [112] mit Hedwig HESSE [299]. Aus dieser Verbindung: 1 Kind.
374 Arthur JACOBS [374], geboren am 08.01.1933 in murdered in Auschwitz, wohnt Am Markt 14 in Sögel.
Gedenkveranstaltung vom 08. November 2015
Ein Zeichen für Toleranz
Gedenkveranstaltungen zur Pogromnacht in Sögel
Sögel. Johanna Eichenwald, geb. am 01.09.1866, gestorben am 10.07.1941 in Riga; Hedwig Hesse, geboren am 4.9.1898, gestorben in Auschwitz; Georg Jacobs, geb. am 28.07.1902, gestorben in Auschwitz; Arthur Jacobs, geb. am 8.1.1933, gestorben in Auschwitz – diesen vier ehemaligen Einwohnern aus Sögel wurde in der Gedenkfeier als Vertreter für alle weiteren Opfer der ehemaligen Sögeler jüdischen Bevölkerung zur Reichspogromnacht gedacht. Stolpersteine werden im kommenden Jahr in Sögel, Am Markt 14, entsprechend verlegt.
Die Gemeinde Sögel hatte zur Gedenkfeier anlässlich der Reichspogromnacht in die Schule am Schloss eingeladen. Zahlreiche Gäste, darunter auch viele Schüler, konnte Bürgermeisterin Irmgard Welling zur Gedenkfeier begrüßen.
In ihrer Begrüßungsrede zog sie einen Bogen von der Verfolgung und damit verbundenen Flucht der Juden zur heutigen Flüchtlingsbewegung. Sie distanzierte sich ausdrücklich von der Hetze gegen die Demokratie. „Das Flüchtlingsunterkünfte attackiert werden, die Pegidabewegung überhaupt möglich ist halte ich für einen Schlag ins Gesicht unserer Werte.“
Die inhaltliche Gestaltung der Gedenkfeier wurde vom Wahlpflichtkurs Geschichte der Klasse 8 mit ihrem Lehrer Jürgen Jansen vorgenommen. Sie berichteten, wie schwer vorstellbar es für sie sei, wie so eine Judenverfolgung mit ihrem ganzen Hass überhaupt möglich gewesen ist.
Dabei übten sie durchaus auch Selbstkritik: „Doch bei genauerem Hinsehen mussten wir uns eingestehen, dass das auch heute noch manchmal der Fall ist. Ausgrenzung, Mobbing, Beleidung und Einschränkungen gegen Minderheiten, auch religiöser Art sind heute noch an der Tagesordnung.“
Anhand von vorgelesener Nachrichtenschnipsel aus verschiedenen Medien der damaligen und heutigen Zeit umrissen sie schlaglichtartig die Entwicklung der vergangenen 76 Jahre.
Zwei weitere Schüler berichteten eindrucksvoll in rumänischer und russischer Sprache, die von ihren Mitschülern synchron auf Deutsch übersetzt wurden, von den Flüchtlingserfahrungen ihrer Familien. Als Erinnerung an die Opfer der Familien Eichenwald, Hesse und Jacobus wurden von den Schülern Kerzen angezündet. Eine Gedenkminute wurde abgehalten.
Wellings Lob galt den Schülern für die gute und bemerkenswerte Vorbereitung der Veranstaltung. Gleichfalls sei sie stolz auf die Gemeinde Sögel, die mit dem Bau von Flüchtlingshäusern, der Einstellung eines Flüchtlingsbeauftragten und einer Willkommenskultur zeige, dass sich etwa in Sögel geändert habe.
„Wir lassen uns nicht beirren vom rechten Gedankengut. Wir helfen, statt abzuweisen – wir nehmen auf, statt zu bekämpfen“, zeigte Welling sich bewegt. Für sie sei der Satz von Bundeskanzlerin Angela Merkel „Wir schaffen das!“ der Satz des Jahres.
In Sögel wurde im Rahmen einer Gedenkfeier den verfolgten und ermordeten Sögeler Juden und die Zerstörung der Sögeler Synagoge gedacht. Foto: Gemeinde Sögel
In Sögel wurde im Rahmen einer Gedenkfeier den verfolgten und ermordeten Sögeler Juden und die Zerstörung der Sögeler Synagoge gedacht. Foto: Gemeinde Sögel
In Sögel wurde im Rahmen einer Gedenkfeier den verfolgten und ermordeten Sögeler Juden und die Zerstörung der Sögeler Synagoge gedacht. Foto: Gemeinde Sögel