„Ich war jung, und mir fiel die Arbeit nicht schwer. Anders sah das bei denen aus, die keine körperliche Arbeit gewohnt waren.“
Zwangsarbeit in Rastdorf
Nicht wenigen ist dieses Thema neu. Die Zwangsarbeit in Rastdorf, während des Dritten Reiches, ist etwas, womit nicht viele etwas anfangen können, da bisher nicht viele Informationen dazu existieren.
Doch wie kam es dazu und vor allem, warum gerade in Rastdorf?
1941 wurden die Bewohner der ehemaligen Gemeinde Wahn, früher eines der größten Dörfer des Emslandes, umgesiedelt, unter anderem hauptsächlich nach Rastdorf. Grund war die Erweiterung des Kruppschen Schießplatzes Meppen. Ab 1936 hatte Hitler die Auflösung des Dorfes Wahn angeordnet. Ein Großteil der Dorfbewohner sollte in der Kolonie Rastdorf angesiedelt werden.
Dieser Ort war jedoch zunächst wegen des Moors unbewohnbar. „Man konnte dort nicht zu Fuß gehen, so nass war das“ erzählt Bernhard Stienken aus Rastdorf. Er wurde 1926 in Stavern geboren und später mit seiner Familie nach Rastdorf umgesiedelt. Zur Moorkultivierung wurden Strafgefangene aus dem Lager Esterwegen nach Rastdorf geschickt, um Dränagen zu ziehen und das Moor zu entwässern.
„Da hatten die extra eine Kleinbahn“ berichtet Bernhard Stienken. „Vom Lager über Hilkenbrook an der Rastdorferstraße entlang, da haben sie Schienen gelegt bis zum Magazin“. Im sog. Magazin, einem kleinen Gebiet außerhalb von Rastdorf, befanden sich zwei Gutshöfe zur Verwaltung und zur Verstauung der Geräte, die sie zur Arbeit im Moor benötigten. Die Bahn wurde nach dem Krieg wieder abgebaut. Auch die Hümmlinger Juden wurden ab 1938 verpflichtet, beim Aufbau Rastdorfs mitzuarbeiten.
Louis Grünberg erinnert sich: „Nahezu alle Juden des Hümmlings waren in Rastdorf beschäftigt, darüber hinaus auch Juden aus Breslau, Wien und Prag. Meines Wissens war die Arbeit zunächst freiwillig. Täglich fuhren wir morgens um halb sechs mit dem Fahrrad von Sögel los, um dann um sieben Uhr in Rastdorf zu sein.“
Das Roden der Bäume, das Auswerfen der Gräben und andere Erdarbeiten waren vor allem für die älteren Männer körperlich sehr schwer. Nach dem Progrom am 9./10. November 1938 mussten die jüdischen Männer über Nacht in Rastdorf bleiben „Ja, das war eine Art Lager. Man durfte es nur verlassen, wenn man eine Bescheinigung hatte.“
L. Grünberg erinnert sich aber auch, dass die ersten Siedler aus Wahn, die sich 1940/41 in Rastdorf angesiedelt hatten, die arbeitenden Juden „nach besten Kräften“ unterstützt hätten. Kurz vor der Deportation im Dezember 1941 ist dann das Lager in Rastdorf aufgelöst worden.
Eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Häftlinge und Zwangsarbeiter aus den Lagern Esterwegen und Rastdorf, die in den Jahren 1938 bis 1941 den Ort mitaufbauten, befindet sich heute am Heimathaus neben dem Kräutergarten.